Graubünden kreuz und quer

von A. Z.

Die Sommerferien waren bis anhin mit wenig Leiden, stattdessen mit potentiell zu viel (Ess-)Genuss verbunden, der Abenteuerfaktor kam zu kurz. Zudem waren einige Tage Sorglos-Wetter angekündigt (gewitterfrei). Ausreden gab es also keine mehr, und so stellte man sich der Herausforderung.

Ohne Verschriftlichung entstand am Tag vor dem Start die Tour-Idee, um dann während des ersten Anstiegs in den schweifenden Gedanken festzustellen, dass das Ganze ja auf 5 Etappen hinausläuft, statt auf die terminlich möglichen 4 Tage. So wurden im Geiste gleich ein paar angedachte Schnörkel entfernt und die Komprimierung der wesentlichen Merkmale auf bloss 4 Tage liess die Tages-Höhen- und Kilometer leicht explodieren. Schliesslich wurden es 10600Hm und 325km mit grossem Offroad-Anteil.

Hier die kurzen Tagesberichte:

1 Landquart – Golrosa – Carschinafurgga – Klosters


Angenehm ins Rätikon gestiegen, dann schier im Kuhtritt-Morast stecken geblieben. Sie bewegen sich halt auch am liebsten auf den Wanderwegen, vor allem bei derart viel Nässe wie diesen Sommer. Also bereits gleich viel Schiebe-Erfahrung. Doch Halt, ist im kurzzeitig aufgetretenen Nebel Wundersames geschehen, ein Sprung ostwärts zu den Dolomiten? Fantastisch, die Felsformationen des Rätikon! So viel Schönes, Unbekanntes gibt es quasi vor der Haustür noch zu entdecken!

2 Klosters – Flesspass – Pass da Costainas – Santa Maria

Einen wirklich tauglichen Bike-Übergang vom Prättigau ins Unterengadin gibt es nicht. Dann erzwingt man ihn halt… Der Flesspass war im Aufstieg unerbittlich und verlangte ganz neue Sphären des Bike-Tragens ab, die Abfahrt war insgesamt dann aber besser machbar als gedacht, so dass die Deadline in Scuol für den Start ins Val S-charl gerade noch erreicht wurde.

3 Santa Maria – Val Mora – Passo Alpisella – Pass Chaschauna – Scalettapass – Davos

Vier komplett unterschiedliche Touristenwelten an einem Tag: Das etwas elitär-alternative Ambiente im Val Müstair, das Durchpflügen von Horden aller Touristengattungen um Livigno (macht der Italiener seine Ferien nicht am Meer, dann ist er mit Sicherheit hier; die unterhaltsamsten Exemplare waren die E-MTB-ler, deren Gefährt sie flugs auf den Berg brachte, von welchem sie sich dann kaum herunter trauten…

Es sollte doch technisch kein Problem sein, diese Mopeds mit einer Vollautomatik mit Fahrstabilitätsprogramm auszurüsten, damit sich Krethi und Plethi definitiv durch Gebirgslandschaften beamen können, welche sie aus eigener Kraft nie zu Gesicht bekommen hätten und somit die letzten Bastionen der Human-Biker zu “erobern”.

Es ist unverständlich, warum es mit leisem Antrieb nun selbstverständlich ist, sich motorisiert ins Gelände zu begeben, früher mit knall-puff-päng aus dem Auspuff hat es genauso selbstverständlich auch kaum jemand gemacht), die Noblesse des Oberengadins (ok, so nobel ist es hart an der Grenze zum Unterengadin nicht, zumindest waren keine Pelzmäntel auszumachen, vielleicht hatte dies ja aber auch einen anderen Grund…), schliesslich das mitten in den Bergen leider völlig unpassende städtische Flair von Davos mit Touristen vom Motorradfahrer bis zum Philosophen (Wissentlich sah man keinen, vielleicht vereinte eine Person ja die beiden vermeintlichen Extreme?).

4 Davos – Alvaneu – Furcletta – Arosa – Tschiertschen – Chur

Zum Abschluss im Vorbeifahren noch ein kurzer Gruss den Rätoromanen im Albulatal, um dann flugs via Furcletta zu den Walsern zurückzukehren (denen das eigentlich eigene Tal aufgrund der Sprachgrenze am Pass derart suspekt vorkam, dass sie es Welschtobel nannten). Zugegeben, “flugs” ist übertrieben, die 1400 Höhenmeter am Stück stellten diesbezüglich den Höhepunkt dieser Bündner Tage dar, die Abfahrt nach Arosa aber auch.

Das hat dazugehört

Der ständige Zeitdruck, im Laufe der Tage sich in unterirdische Bereiche entwickelnde Steigrate, das Gefühl, dass ziemlich alles wehtut (Muskelkater, Verspannungen wegen Rucksack und Biketragen, Blase am Finger, Fast-Blase am Fuss wegen der längeren Laufpassagen mit Dreck in den Socken wegen der zum Teil grossen Bodennässe, massive Sitz-Probleme u. a. wegen langer Etappen und grossem Offroad-Anteil).

Auf der Haben-Seite

Ein kaum zu beschreibendes Erlebnis mit gefühlt unendlich vielen Eindrücken!

Ach ja, schon gewusst? Der Bahnhof Chur liegt 64m höher als jener von Landquart… 

Link zu den Fotos

https://photos.app.goo.gl/hM85cGGtYJd3Z5nS9