Tuscany Trail – Teil 3

Schande über den Redakteur: in wenigen Tagen machen wir uns auf zur 2022er-Graveltour in Spanien, und immer noch fehlen Teile des Berichts von der Tuscany-Trail-Tour vom 2021. Immerhin, hier kommt Tag 3, gut die Hälfte wäre dann geschafft.

Platten

Von Zeltplatz bei San Gimignano gings gleich rasend runter ins Tal. Der Redakteur versuchte, an Jean-Marc dranzubleiben — erfolgreich, oder so schien es zumindest, bis drei tiefe, im Schatten eines Baumes lauernde Schlaglöcher ihm einen Platten versetzten. Alle halfen fleissig beim Flicken. Die Sprüche à la “warum fährst du nicht schlauchlos?” hielten sich noch in Grenzen. Aber der Tag hatte ja erst angefangen…

… und das nächste Hindernis war ein Flüsschen namens Torrente dei Foci:

Nasse Füsse

Fünf kleine Bikerlein,
die querten allerlei Flüsse
vier fuhren schnell genug,
das fünfte bekam nasse Füsse.

Einer der vier schnellen

Auf dem nächsten Hügel in Campiglia dei Foci war das Leben wieder perfekt: ein Café in der Sonne bot uns ein leckeres Frühstück und Gelegenheit, die nassen Füsse zu trocknen.

Frühstück auf dem Holzfass und Sonne auf den Füssen

Waldpassagen und schöne Trails folgten, und es war wohl an diesem Tag, als wir an einem steilen und nicht ganz einfachen Trailstück eine ganze Reihe schiebender Tourteilnehmer antrafen und locker an ihnen vorbei hochtraten (locker = das Keuchen verbergend, ein gequältes Lächeln im Gesicht).

Später wurde das Gelände offener mit schönen Abfahrten auf den weissen Strassen.

“Bello Specchio” und Monteriggioni

Bei Ponelle fuhren wir an diesem Wegweiser vorbei…

Bild nachträglich aus Google Maps. Einfach mal “bello” und “specchio” auf Deutsch übersetzen.

…und bereuten nachher, das wir nicht Patrick neben den Wegweiser gestellt und fotografiert haben.

Und dann — nein, noch nicht unser Mittagsziel Siena. Wenn man beim Zelten früh aufsteht, passt eben verdammt viel in einen Vormittag. Also zuerst Monteriggioni, ein spektakuläre Mauerkrone mit einer äusserst steilen Zufahrt.

Nach deren Bezwingung präsentierte sich uns im Innern ein hübsches, aber stark touristifiziertes Örtchen.

Siena

Dann wieder Teersträsschen, aber auch steile Waldwege, bevor wir die grösste Stadt auf der Tour erreichten, Siena, mit viel Verkehr, Motorfahrzeugen in den Vororten und Fussgänger im Zentrum. Eine kurze Stadtrundfahrt führte uns zur Piazza del Campo, dem berühmten muschelförmigen Platz.

Beim Mittagessen in einer der Altstadtgassen erinnerten wir uns an unser Vorhaben, einmal unterwegs an einem schönen Ort in der Natur eine Flasche Wein zu trinken. Drei von uns hatten dafür extra aus Basel ein Weinglas mitgenommen. Die anderen beiden besorgten sich eines in einem kleinen, aber äusserst gut sortierten Laden gleich gegenüber vom Restaurant.

Wein an einem äusserst romantischen Ort

Das mit dem schönen Ort in der Natur gestaltete sich schwieriger, da wir nach Siena vorerst in einer eher langweiligen Umgebung unterwegs waren. Ein zuerst vielversprechendes Nebensträsschen führte uns dann … zu einer Friedhofszufahrt. Egal, der Wein musste weg:

Die Weiterfahrt war dann etwas zäh. Obs am Wein lag, oder am schattenlosen Gelände unter der prallen Sonne?

Auch etliche Fusspilger quälten sich auf den staubigen Strassen. Sie hatten wohl das gleich Ziel wie wir: den Pilgerort San Quirico D’Orcia. Nach einem weiteren Platten des Redakteurs (Schande, Schande) stellten wir fest, dass der angebliche Zeltplatz in San Quirico eine (ausgebuchte) Pilgerunterkunft war, und dass auch sonst alle Unterkünfte von Pilgern (oder schnelleren Tuscany-Trail-Teilnehmern) belegt waren.

Wieso haben wir eigentlich Zelte dabei?

Im Internet fanden wir dann noch ein Agritourismo in ca. 5 km Entfernung. 5km Luftlinie, wie sich herausstellte, sowie 120 Höhen- und 200 Tiefenmeter. Zudem mussten wir kurz vor Ladenschluss noch den lokalen Coop stürmen, denn ein SMS vom Agritourismo informierte uns, dass niemand dort sei und es kein Essen gebe.

Das Agritourismo war dann sehr schön,

mit Blick auf Montalcino:

Nach unserem leckeren, selbstgekochten Nachtessen schliefen wir bestens in unseren Betten. Erst am nächsten Morgen nach dem Hochtreten zurück nach San Quirico D’Orcia fiel uns ein, dass wir auch hätten wild campieren können, statt die gute halbe Stunde Umweg zum Agritourismo auf uns zu nehmen. Aber es war ja noch nicht unsere letzte Nacht …