Weinland Südsteiermark

Die Südsteiermark nennt sich gerne die Toskana Österreichs — durchaus zurecht, als südlich der Alpen gelegenes und entsprechend sonniges Hügelgebiet mit viel Weinbau. Schöne Strässchen über malerische Hügelkuppen, gute Weine und österreichische Küche, wer könnte da widerstehen? Wir nicht!

Ausgeschrieben war die Tour für alle Veloarten ausser Rennvelos, und tatsächlich fuhren wir teilweise auf Kiessträsschen oder Trails, aber wir können klar sagen: das Gebiet hat auch genügend schöne verkehrsarme Teerstrassen fürs Rennvelo. Also nichts wie hin, liebe Rennvelofraktion, wir hoffen, dass dieser Bericht euch Lust macht.

Zu zwölft trafen wir uns Anfang Oktober 2022 beim „Ofnerpeter“ in der Nordwestecke des Gebiets für die ersten beiden Nächte, angereist mit drei Autos und dem Clubbus, mit dabei Gravelbikes (auch elektrifiziert), ein Tandem, eBikes und ein Kinderanhänger.

Unsere Truppe, am nächsten Morgen

Der Ofnerpeter ist neben einer Übernachtungsgelegenheit auch ein Buschenschank, aber kein Restaurant, und dass heisst unter anderem: keine Knödel. Buschenschanken sind Besenbeizen, welche nur Ware vom eigenen Hof anbieten dürfen, und viele machen deshalb auch gleich nur kalte Küche. Aber was für eine:

Das war erst der Anfang, es wurde noch viel mehr aufgetischt. Spezialitäten: verschiedene Aufstriche (Liptauer, Kernölaufstrich), Käferbohnensalat, das typische steirische Brot. Aber keine Knödel.

Tag 1 Piber und Lazarus

Am nächsten Morgen gings auf die erste Runde. Die Kultur- und Pferdefraktion pedalierte zum Lippizanergestüt in Piber:

Nach dem Ende des österreichischen Kaiserreichs zügelte die Pferdezucht für die berühmte Spanische Hofreitschule in Wien von Lipica (heute Slowenien) nach Piber. 90% der braunen Jungtiere werden später zu Schimmeln.

Bei den anderen standen die Zeichen auf Sturm, so nennt man hier den Sauser. Nach einer kurzen Abfahrt (für die wir uns in einem Café mit Kuchen belohnten) fuhren wir steil hoch vorbei an einem Weinbauern um den anderen bis zum Weingut Lazarus oberhalb von St. Stefan ob Stainz:

Ebenfalls typisch: die vielen Edelkastanienbäume (Hintergrund) und entsprechend leckere Marroni (Vordergrund)

Vor dem Mittagessen wollten wir schon noch etwas velofahren, also weiter hoch auf den Hügel. Das Restaurant ganz oben war voll oder sonstirgendwie nicht passend, und so kam uns die glorreiche Idee: zurück Richtung Lazarus, ins gleich daneben gelegene Weingut Langmann. Aber nicht direkt, sondern mit Singletrailabstecher, den auch Nora auf dem Tourenvelo locker mitnahm.

Bei Langmann genossen wir auf der Terasse dann ersten Wein und mmmh Käferbohnensalat:

Das zwischendurch kühle Wetter trieb uns dann ins schöne Lokal hinein, wo wir weitere Weine probierten, was offensichtlich für viel Freude sorgte:

Etliche der Weinflaschen sollten ihren Weg auch in unsere Satteltaschen und letztendlich in die Schweiz finden.

Danach waren nochmals Höhenmeter angesagt, wir entfernten uns langsam aus der Weinregion und kehrten in einem Bogen durch Waldgebiet zum Ofnerpeter zurück.

Und jetzt hatten wir Lust auf Knödel! Doch selbst mit Hilfe der Ofnerpeter-Wirtin konnten wir kein offenen einheimisches Restaurant mit freien Plätzen für zwölf Personen finden. Viele Lokale hatten zu wegen der Buschenschanken, der Rest war entsprechend voll. Wir assen schliesslich bei einem Griechen 🙂 .

Etwas beschämt ob der geringen Höhen- und Kilometer hier die Route. Schlemmen braucht halt Zeit…

https://www.outdooractive.com/de/route/radtour/suedsteiermark/radtour-am-1.-oktober-2022/253637126/?utm_source=unknown&utm_medium=social&utm_campaign=user-shared-social-content&share=~zusewiye$4ossxzgf

Tag 2 Sausal

Das Sausal ist eine Hügelgruppe westlich der Mur-Ebene. Hier stoppten wir mit unseren Autos auf dem Weg zu unserem zweiten Hotel, luden die Velos aus und machten uns auf zu einer der zwei schönsten Fahrten der Ferien. Über wunderschöne Teersträsschen bei prächtigstem Wetter schnurrten unsere Velos nur so auf und ab.

Zuerst ein Aufstieg im Wald zum Demmerkogel, dann prächtige Rebhügel bis zum Hauptort der Region, dem auf einer Hügelkuppe gelegenen Kitzek im Sausal.

Nach einem Mittagessen in einer Freiluftbeiz (oder war es ein Buschenschank?), bei dem die meisten diese leckeren Bauernbrote mit Kürbiskernaufstrich nahmen,

besichtigten wir erst das Weinbauernmuseum (Ausstellungsstück unter anderem: ein Tisch, der durch Hochklappen der Tischplatte zu einem Bett wird). Ganz interessant, aber letztendlich doch nur ein Vorwand für die nachfolgende Weindegustation auf der Terrasse.

Dann wieder aufs Velo, gleich vorbei am Weingut Schwarz am Annaberg (wo wir unsere Weindegustatonsreflexe vorerst heroisch unterdrückten) und über ein Stückchen Trail oder Forststrässchen (je nach Wagemut) …

…in ein kleines Tal und von dort zurück zu den Autos. Und mit diesen gleich zurück zu genanntem Weingut Schwarz zu Degu und Einkauf.

Von hier waren es nur noch ein paar Kilometer nach Gamlitz fast ganz im Süden der Steiermark, wo wir drei Tage mit Halbpension im Weingut Sattlerhof gebucht hatten. Ausser Wein existiert aber bekanntlich auch noch Bier, und so machten wir einen Umweg zu einer lokalen Bierbrauerei, der sich aber nicht lohnte: nicht schön, niemand da, man konnte gerade mal Bier in Selbstbedienung aus einem Kühlschrank nehmen. Also zurück zum Wein.

Und endlich zu den Knödeln? Immer noch nicht, denn das Arrangement des Sattlerhofs sah für den ersten Abend einen Besuch in einem Buschenschank vor. Auch ein Genuss, wie man sieht!

Route: https://www.outdooractive.com/de/route/radtour/suedsteiermark/radtour-am-3.-oktober-2022/253757105/?utm_source=unknown&utm_medium=social&utm_campaign=user-shared-social-content&share=~zusuznmk$4ossx9zv#dm=1